Landkreise Starnberg und Weilheim-Schongau als „sichere Häfen“ – Bündnis für Menschlichkeit
Die Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen.
Menschen, die ohnehin in sozial benachteiligten Verhältnissen leben, belastet sie mit all ihren Auswirkungen und Beschränkungen zusätzlich. Diese Menschen und alle, die sich auf die Flucht aus ihren Heimatländern begeben haben, müssen ebenso im Blick bleiben
wie der wirtschaftliche Weg aus der Krise. Während vor allem über den Umgang mit der Covid-19 berichtet wird, ertrinken im Mittelmeer weiterhin Menschen, die mit ihrer Flucht die Hoffnung verbunden haben, fern der Heimat ein sichereres Leben für sich und
ihre Familien zu finden. Noch im Januar, bevor Corona in Bayern zum alles überlagernden Thema wurde, hat sich
eine Gruppe von Menschen aus den Landkreisen Starnberg und Weilheim-Schongau getroffen, um sich über das deutschlandweite Aktionsbündnis „Gemeinsam Retten –United4Rescue“ zu informieren und einen Beitritt vorzubereiten. United4Rescue als
breites Bündnis zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung hat die Aktion#WirSchickenEinSchiff initiiert und dank vielfacher Spenden den Kauf eines Bündnisschiffes ermöglicht.
Zu Beginn des Jahres 2020 war das Schiff „Poseidon“ von der evangelischen Kirche ersteigert worden, die Corona-Pandemie verhindert bislang allerdings sein Auslaufen ins Mittelmeer. Die Gruppe, bestehend aus Interessierten der Zivilgesellschaft, der lokalen Politik und
der beiden christlichen Kirchen, wollte im Frühjahr bei einer öffentlichen Veranstaltung in Starnberg über die Situation der Seenotrettung im Mittelmeer informieren.
Seit März 2019 sind dort alle staatlichen Rettungsschiffe abgezogen; nur noch aus Spendengeldern finanzierte, private Seenotrettungsinitiativen sind unterwegs. Aufgrund der bislang geltenden Ausgangsbeschränkungen war diese Veranstaltung so
jedoch nicht möglich.
In virtuellen Gesprächsrunden haben sich Initiatoren und Unterstützende mittlerweile darauf verständigt, ein eigenes Bündnis „Sichere Häfen der Landkreise Starnberg und Weilheim-Schongau“ ins Leben zu rufen.
Der Titel „SichererHafen“ greift die Bereitschaft von Städten und Kommunen zur zusätzlichen Aufnahme
von aus Seenot geretteten Geflüchteten auf. Deutschlandweit haben sich bis November 2019 bereits 118 Städte, darunter auch die Landeshauptstadt München, ebenso aber auch kleinere Städte und Kommunen, zum „Sicheren Hafen“ erklärt.
Das geplante Bündnis „Sichere Häfen Starnberg und Weilheim-Schongau“ fordert dazu, die im Mittelmeer ertrunkenen Menschen nicht zu vergessen und die Gefährdung der Flüchtlinge dort wahrzunehmen. Es will darauf aufmerksam machen, dass Solidarität
und Mitmenschlichkeit nicht an Europas Außengrenzen enden dürfen und die humanitäre Katastrophe auf dem Mittelmeer und in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln beendet werden muss.
„In Zeiten von Corona erleben wir, wie wichtig Solidarität und Hilfsbereitschaft für unsere Gesellschaft sind. Wir wollen uns als Initiative bei der hiesigen Politik für „Sichere Häfen“ in unseren beiden Landkreisen einsetzen“, unterstreicht Mitinitiator Pfarrer Dr.
Stefan Koch. „Gerettete müssen in einen sicheren Hafen gebracht werden und dürfen
keinesfalls in Länder wie Libyen zurückgebracht werden, in denen ihr Leben und ihre Sicherheit nicht gewährleistet sind“, unterstreicht Petra Fontana vom neuen Bündnis.
Sobald absehbar ist, dass wieder öffentliche Veranstaltungen stattfinden können, will die Gruppe zu einer Informationsveranstaltung über Seenotrettung einladen. Wer vorab mehr Informationen über die “sicheren Häfen“ haben möchte, kann sich im Internet
unter http://www.sicherehaefen.de/ informieren.
Eine eigene Webseite des lokalen Bündnisses Starnberg-Weilheim befindet sich derzeit im Aufbau.
Dr. Stefan Koch und Petra Fontana, Starnberg
Ingeborg Bias-Putzier, Weilheim